23. Januar 2023
ca. 7 min
Ich studiere meinen Traum - Wie sich technische Studiengänge und Hobby-Interesse verbinden lassen
Aus dem Hobby einfach den Beruf machen – klingt im ersten Moment extrem einfach. In der Praxis haben Heranwachsende selten eine genau Vorstellung davon, wie sich dieser Plan realisieren lässt. Dabei ist es heute zumindest in der Theorie sehr einfach, gerade mit dem Hang zu Technik und Software schnell im Beruf durchzustarten. Wer heute einen IT-Beruf ergreift, kann die Karriereleiter schnell nach oben klettern.
Technische Studiengänge assoziieren viele Abiturienten immer noch mit den Klassikern – also Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften oder Ingenieurwesen. Die Landschaft an den Hochschulen hat sich in den letzten Jahren allerdings stark verändert. Wer eine gewisse Affinität zu diesen Themen hat und zu Hause sogar schon selbst Apps oder kleinere Softwarelösungen entwickelt hat, findet heute eine deutlich größere Auswahl als noch vor 10 Jahren.
1. Gaming: Als Entwickler und Designer ganz nah dran
Programmieren war vor 20 Jahren noch ein außergewöhnliches Hobby. Die Digitalisierung war – genauso wie der Breitbandausbau – lange nicht an dem heutigen Punkt. Inzwischen sind Computerspieler keine Nerds mehr und die Idee, das Hobby zum Beruf zu machen, nicht mehr ganz so ungewöhnlich. Wer als Student auf dieses Ziel hinarbeiten will, hat heute mehrere Möglichkeiten, diesen Traum wahr werden zu lassen.
Als Informatiker und Mediendesigner Spiele entwickeln
Auch, wenn das fertige Ergebnis nicht danach aussieht: Videospiele sind klassische Software-Produkte. Viele Spiele-Entwickler steigen deshalb mit einer Ausbildung als Informatiker bzw. Programmierer in die Branche ein. Eine Besonderheit setzen die Spiele aber voraus: Es reicht nicht, einfach ein UI (Userinterface) und tolle Grafiken zu programmieren.
Es braucht auch eine fesselnde Story. Videospiele sind ein Produkt, das sich verkaufen muss. Ohne eine Story und Content, der einen Unterhaltungswert schafft, werden die Spiele einfach zu Ladenhütern. Aus diesem Grund haben auch Mediendesigner und gute „Geschichtenerzähler“ eine Chance, in die Spiele-Entwicklung einzusteigen.
Klar braucht es neben kreativen Köpfen auch ein gewisses unternehmerisches Geschick, weshalb ein oder zwei Betriebswirte im Team – mit der entsprechenden Marketing-Erfahrung – sicher kein Fehler sind. Um ein Spiel zu entwickeln, braucht es heute:
- Programmierer
- Game Story Writer
- Grafiker/Mediendesigner
- Betriebswirte
- Marketing-Experten
Gamedesign und Spielentwicklung studieren
Zuerst Informatik studieren und dann in die Entwicklung von Videospielen einsteigen – klingt nach einem Umweg. Stimmt auch. Allerdings sind reine Gamedesign-Studiengänge an öffentlichen Hochschulen immer noch Mangelware. Seitens privater Institute werden entsprechende Lehrinhalte bereits angeboten. Allerdings ist diese Ausbildung mit Studiengebühren verbunden.
Nicht jeder Abiturient kann sich mehrere tausend Euro für die Ausbildung leisten. Und ob Eltern finanziell ein Studium als Gamedesigner unterstützen? In den USA sind viele Hochschulen an dieser Stelle weiter und bieten das Gamedesign als Bachelor of Arts Studiengang an. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob dieser Schritt finanziell zu stemmen ist.
2. Online-Glücksspiel: Viele unterschiedliche Möglichkeiten
Eher ungewöhnlich ist für viele immer noch der Einstieg in das sogenannte iGaming. Damit bezeichnet sich selbst die Branche der Entwickler von Slots und RNG sowie Live- Spieltischen. Es geht um etwas, was viele als Glücksspiel kennen. Während klassische Videospiele sehr stark von Fähigkeiten der Spieler abhängen, ist hier der Zufall für das Spielergebnis ausschlaggebend.
Grundsätzlich bieten sich berufliche Perspektiven aus unterschiedlichen Gesichtspunkten – in der Entwicklung neuer Spiele, aber auch im Hinblick auf den Spielerschutz. Wo steigen Studenten in ihrer Ausbildung hier ein? Generell gibt es verschiedene Studiengänge, die seitens der Spieleentwickler und bei den Betreibern der Internet-Spielotheken nachgefragt sind.
Gefragt sind unter anderem:
- Front- und Backend Entwickler
- Software-Ingenieure
- Grafiker
- Betriebswirte
- System-Administratoren und Betreuer
- KI Experten.
Letztere können sich Jobs bei fast jedem Arbeitgeber aussuchen. KI – also künstliche Intelligenz ist ein sehr stark wachsender Markt, der auch maschinelles Lernen einschließt. Voraussetzung für einen Job bei den Entwicklern sind normalerweise gute bis sehr gute Englisch-Kenntnisse und die Bereitschaft, auch im Ausland zu arbeiten.
Spielerschutz hat Nachholbedarf
Auf der anderen Seite steht der Spielerschutz. Dieser ist heute in weiten Teilen immer noch so geregelt, dass vor allem die Betreiber der Spielangebote gefragt sind. Sprich: Internet Spielhallen müssen Schutzmechanismen aufbauen und pflegen. Diese Schritte werden durch Regulierer wie die Malta Gaming Authority überwacht.
Deutschland will einen Schritt weitergehen – mit einem zentralen Register. Zudem gibt es inzwischen zunehmend Forschungsansätze, was das Online-Glücksspiel angeht. Dazu sind mehrere Hochschul-Forschungsstellen im deutschsprachigen Raum entstanden.
Diese machen sich auch zur Aufgabe, auf Frühwarnsysteme hinzuarbeiten, um Spielsucht zu erkennen. Ein Phänomen, das negative Auswirkungen auf alle Betroffenen hat. Dazu werden ebenfalls IT-Experten, wie Backend-Entwickler oder KI-Experten gesucht. Hintergrund: Mit Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen soll der Spielerschutz den Rückstand aufholen. Bisher hat sich Deutschland immer auf sein kategorisches Verbot verlassen und bei der Infrastruktur im Spielerschutz einen riesigen Nachholbedarf.
3. Technik-Begeisterung: Geräte entwickeln, statt nur zu kaufen
Wer zocken will, braucht dazu die richtige Hardware. Ansonsten ist die Spielverpackung nichts weiter als ein teurer Briebeschwerer. Verglichen mit der Hardware, die vor 25 Jahren Spieler benutzt haben, sind aktuelle Rechner und Konsolen Hochleistungsmaschinen. Eine Entwicklung, die immer weiter geht.
Intel und AMD arbeiten kontinuierlich daran, neue CPUs auf den Markt zu bringen, die immer besser auf die Anforderungen im Gaming-Bereich abgestimmt sind. Bestes Beispiel ist die neue Ryzen 7000 CPU. Aber auch bei den Grafikkarten ist der Wettlauf zwischen Nvidia und AMD voll entbrannt. Wie stark die Hersteller unter Druck stehen, zeigen die Probleme mit den neuen Karten. Nach Schwierigkeiten mit den Steckverbindungen bei Nvidia hat AMD mit dem Kühler seiner neuen 7900 XTX Probleme. Einige Experten sprechen bereits von Vapor-Gate.
Wer sich nicht mit Spielen, sondern der Technik beschäftigt, kann heute als Student genauso durchstarten. Maschinenbau und Elektrotechnik sind hier gefragte Studiengänge. Es geht unter anderem darum, die Chips auf den Mainboards besser zu machen oder Festplatten zu entwickeln, die noch schneller auf den Speicher zugreifen.
Parallel geht mit dem Gaming auch die Entwicklung immer neuer Monitore voran. Studenten können aber nicht nur direkt „an der Basis“ arbeiten. Größere Händler unterhalten inzwischen eigene Abteilungen, welche Peripherie-Geräte entwickeln oder auf Tuninglösungen setzen. Rund um das Gaming hat sich ein besonderes Ökosystem bei der Hardware entwickelt, das Berufseinsteigern exzellente Chancen bietet.
Jobs im Gaming – ein Traumberuf?
Anders als noch vor 20 Jahren gibt es inzwischen unterschiedliche Chancen und Möglichkeiten, das Hobby wirklich zum Beruf zu machen. Ob daraus ein Traumberuf wird, hängt von verschiedenen Aspekten ab. Spiele zu entwickeln, setzt nicht nur eine kreative Ader voraus. Es braucht sehr viel technisches Know-how. Letztlich ist Gamedesign aber auch ein Job, der zeitlich fordert. Gerade im Fahrwasser eines Release-Termins schieben Entwickler immer wieder massiv Überstunden.
Crunch Time ist ein Begriff, der in den Medien immer wieder auftaucht – auch bei den Triple-A-Studios. Außerdem braucht es für ein Studium Geld. Selbst an öffentlichen Hochschulen mit einer kostenlosen Lehre sind weder Wohnraum noch die Mensa gratis. Punkte, die jeder Student einfach auf dem Zettel haben muss.
Fazit: Gaming- und Techniknerds finden viele verschiedene Jobmöglichkeiten
Videospiele haben sich lange in einer Nische bewegt. Inzwischen ist das Gaming aber in der Mitte der Gesellschaft und vielen Wohnzimmern angekommen. Gamer der 1. Generation spielen heute zusammen mit und gegen den eigenen Nachwuchs. Über die letzten Jahre ist mit der wirtschaftlichen Bedeutung auch die Auswahl an Studiengängen gewachsen, welche einen direkten (oder indirekten) Bezug zur Spieleindustrie haben. Wer sein Hobby zum Beruf machen will, muss sich aber klar werden, dass Gamedesigner nichts mit ständigem Zocken zu tun hat. Es geht hier darum, die Vorgaben der Chefetage und die Wünsche der Community zu erfüllen, was nicht immer einfach ist.
Bildnachweise:
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