Karriere im Brandschutz: Joboptionen, Anforderungen, Aufgaben

23. April 2024

ca. 7 min

Karriere im Brandschutz: Joboptionen, Anforderungen, Aufgaben

Brandschutz ist komplex und lebenswichtig. Daher ist er ein hochinteressantes Feld für berufliche Spezialisierung

Brandschutz

Wenn es brennt, stehen bekanntlich Feuerwehrleute unter der Rufnummer 112 Tag und Nacht zur Verfügung. Allerdings gilt in diesem Themenbereich die alte Regel „Prävention ist besser als Intervention“ in besonderem Maße. Idealerweise kommt es deshalb gar nicht zu Bränden. Damit das gelingt, existieren gleich mehrere berufliche Zweige, bei denen Brandschutz im Vordergrund steht – und in denen du vielleicht deine Zukunft findest.

Daily Business: Brandschutz – Ausbildungsmöglichkeiten

Du denkst, Feuer sei einfach zu verstehen? Leider falsch. Denn selbst wenn man sich wirklich nur auf Brände fokussiert (und nicht etwa noch Explosionen hinzuzieht), dann handelt es sich um ein hochkomplexes Themengebiet. Unterschiedliche Brandursachen und -quellen spielen hier eine Rolle. Ebenso ist es von größter Wichtigkeit, in welchem Umfeld es brennt und wie sich das alles auf die jeweilige Gefahrensituation auswirkt.

Beispielsweise wäre ein Feuer im Serverraum eines Bürokomplexes zwischen Entstehung und Löschung in jeglicher Hinsicht anders als ein Brand im Lager eines Sägewerks – nur um dir zwei Beispiele zu nennen.

Zudem sind Feuer, seine Verhütung und Bekämpfung, eng mit anderen Themenkomplexen verflochten. Etwa baulichen Herangehensweisen oder technischen Systemen für das Erkennen, Bekämpfen und Warnen vor Bränden.

All das bedingt ein tiefes Fachwissen. Insbesondere dann, wenn man beruflich in diesem Feld agieren will. Bereits unterhalb der Schwelle eines Studiums gibt es mehrere Möglichkeiten, mit denen du einsteigen könntest, namentlich etwa:

  • Brandschutzhelfer: Eine Zusatzausbildung für Mitarbeiter sämtlicher Unternehmen ungeachtet ihres Jobprofils. Diese Tätigkeit wird neben dem eigentlichen Job ausgeführt.
  • Informationselektroniker für Brandschutz- und Gefahrenmeldeanlagen: Eine klassische duale Berufsausbildung. Darin wirst du zum Brand-bezogenen Profi für den Bereich IT- und Telekommunikation.
  • Technischer Systemplaner: Ebenfalls eine duale Berufsausbildung – allerdings nicht automatisch auf Brandschutz fokussiert. Jedoch bilden u.a. Brandschutzfirmen mit diesem Schwerpunkt aus. Dann geht es beispielsweise um die Planung von Löschsystemen in Gebäuden.

Zudem sei hier noch auf den Brandschutzbeauftragten verwiesen. Er ist in Ausbildung und Qualifikation ein besonders gelagerter Fall. Unter anderem müssen Betriebe ab einer bestimmten Schwelle einen solchen Spezialisten zwingend benennen. Das liegt primär daran, weil sehr umfassende Brandschutzvorgaben für Unternehmen gelten. So müssen beispielsweise die Schutzmaßnahmen spezifisch für eine Firma und deren Gefahrenpotenziale gewählt werden und allen Gesetzen entsprechen. Ebenso sind zwingend regelmäßige Checks der Systeme vorgeschrieben.

Hier kommt der Brandschutzbeauftragte ins Spiel. Er muss als grundsätzliche Vorbedingung irgendeine Berufsausbildung abgeschlossen haben. Dann erfolgt eine Spezialausbildung basierend auf den Anforderungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und weiterer Stellen.

Damit kann ein frischgebackener Brandschutzbeauftragter diese Tätigkeit entweder als Angestellter in Teilzeit (neben einer weiteren Tätigkeit), in Vollzeit oder selbstständig durchführen. In dieser Eigenschaft ist er in „seinem“ Unternehmen oder für verschiedene Firmen der zentrale Ansprechpartner für alle Fragen.

Jenseits dieser Ausbildung, die gleichzeitig schon die erste Brandschutz-bezogene Jobmöglichkeit für Fertig-Studierte darstellt, existieren noch unterschiedliche Studiengänge, die ebenfalls in den Brandschutz führen; sie werden von verschiedenen Hochschulen im Bundesgebiet angeboten und sind vielleicht dann interessant für dich, wenn du noch kein Studium aufgenommen hast oder über einen Wechsel nachdenkst:

  • Vorbeugender Brandschutz (Duales Studium, Master-Studiengang)
  • Brandschutz- und Sicherheitstechnik (Bachelor- und Master-Studiengänge)
  • Sicherheit und Gefahrenabwehr (Bachelor-Studiengang)
  • Security & Safety Engineering (Bachelor- und Master-Studiengänge)
  • Rettungsingenieurwesen

Zudem sei unterstrichen, dass im Brandschutzwesen sehr vieles über Zusatzqualifikationen nach diversen Richtlinien abläuft. Das dir ermöglicht umfangreiche Quereinstiege aus anderen Berufen, die sich durch sein Studium ergeben – beispielsweise (aber nicht ausschließlich) aus den Reihen des Bauingenieurs- und Architektenwesens.

Kommen wir nun zu einigen konkreten Brandschutzberufen neben dem Brandschutzbeauftragten.

Sachverständiger Brandschutz

Sachverständige existieren in unterschiedlichsten Bereichen, so auch im Brandschutz. Ebenso sind sie hier eine echte Wissens-Elite, deren Aussagen nicht zuletzt vor Gericht ein besonderes Gewicht besitzen.

Der Sachverständige Brandschutz beginnt sehr oft dort, wo klassische Architektur- und Bauingenieurs-Studiengänge enden. Es ist also eine Zusatzqualifikation bzw. eine berufliche Spezialisierung – je nachdem, wie man die Sache angeht. Allerdings steht der Titel als Sachverständiger im Brandschutz am Ende einer Reihe von Ausbildungsmodulen, die über mehrere Zwischenqualifikationen führen. Am besten lässt sich das an der Vorgehensweise beim TÜV Rheinland erläutern:

  1. Erster Ausbildungsschritt: Absolvieren des Basismoduls Fachbauleiter / Fachplaner Brandschutz. Das dauert 10 Tage.
  2. Zweiter Ausbildungsschritt: Absolvieren des Spezialmoduls Fachbauleiter Brandschutz oder Fachplaner Brandschutz. Jeweils 5 Tage. Dadurch erreichst du einen Abschluss mit einem der beiden Titel, darfst dich also schwerpunktmäßig als Bauleiter oder Planer darin betätigen.
  3. Dritter Ausbildungsabschnitt: Das Modul Brandschutzfachingenieur bzw. Brandschutzfachtechniker in 10 Tagen. Das gestattet es dir unter anderem, Sonderbauten eigenständig zu betreuen oder fachgerechte Brandschutzbewertungen durchzuführen.
  4. Vierter Ausbildungsabschnitt: Das finale Modul Sachverständiger Brandschutz, 5 Tage. Der Abschluss befähigt dich dazu, eigenständig bauliche, technische und organisatorische Brandschutzkonzepte aufzustellen und als diesbezüglicher Gutachter zu fungieren.

In Zeiträumen sprechen wir also von 30 Tagen insgesamt. Allerdings sind alle Module einzeln zu bezahlen und kosten jeweils vierstellig.

Brandschutzspezialist bei (Werks-) Feuerwehren

Viele Menschen und vielleicht auch du denken, Feuerwehren seien primär dazu da, Brände zu löschen, die bereits entstanden sind. Doch selbst wenn ein erheblicher Teil des Feuerwehr-Tagwerks tatsächlich in diese Richtung tendiert, so existieren innerhalb sehr vieler Wehren doch ebenso Profis, die sich dem vorbeugenden Brandschutz verschrieben haben – meistens als zusätzliche Arbeit neben dem eigentlichen Job des Brandbekämpfers.

In einer solchen Eigenschaft machen Brandschutzspezialisten der Feuerwehren unter anderem folgendes:

  • Überprüfen der Einhaltung von Brandschutzordnungen; speziell im baurechtlichen Bereich.
  • Brandschutztechnische Beratungen und Prüfungen für spezielle Veranstaltungen – etwa ein Volksfest.
  • Abnahme von Brandmelde- und Löschanlagen sowie Systemen wie beispielsweise sogenannten Feuerwehrschlüsseldepots.

Diese Berufe werden sowohl von klassischen, also der Allgemeinheit dienenden, Feuerwehren angeboten als auch solchen, die als Werksfeuerwehr konkret zu einem Betrieb gehören – häufig im Bereich Industrie und Stromerzeugung.

Evakuierungsfachkoordinator

Der Fachkoordinator Evakuierung geht in eine ganz ähnliche Richtung wie der schon erwähnte Brandschutzbeauftragte. Das heißt, du kannst als solcher in Teil- und Vollzeit angestellt sein oder selbstständig agieren. Zudem ist die Ausbildung eine häufig von Brandschutzbeauftragten gewählte Weiterbildung.

Der Grund: Wo Brandschutzbeauftragte relativ „gesamtheitlich“ ausgebildet werden und ebenso im täglichen Beruf so agieren, ist der Evakuierungsfachkoordinator deutlich stärker spezialisiert. Bei ihm dreht sich alles um den Themenkomplex Evakuierung von Menschen im Gefahrenfall. Da nicht nur Feuer eine Evakuierung nötig machen kann, geht dieses Aufgabenfeld zudem etwas weg vom reinen Brandschutz.

Herzstück dieses Berufs ist es, Evakuierungskonzepte zu entwickeln. Und zwar für unterschiedliche

  • Arten von Gefahren: Das umfasst Brände, Explosionen, Chemieunfälle, aber ebenso unterschiedlichste Naturereignisse bis hin zu Erdbeben und sogar menschliche Auslöser wie etwa Terrorismus.
  • Gruppen von Personen: In einer solchen Lage haben beispielsweise erstmalige Besucher eines Ortes völlig andere Bedürfnisse als Personen, die sich dort regelmäßig aufhalten, also eine viel bessere Ortskenntnis besitzen.
  • Arten von Gebäuden bzw. Örtlichkeiten: Ein Kernkraftwerk stellt diesbezüglich völlig andere Bedingungen als eine zu evakuierende Rettungsleitstelle. Und die wiederum unterscheidet sich massiv von einem Bürogebäude oder einem Großkrankenhaus.

Angesichts dieser stark variablen Voraussetzungen entwickeln Evakuierungsfachkoordinatoren tragfähige Konzepte, damit Menschen eine Örtlichkeit im Gefahrfall jederzeit kurzfristig oder dauerhaft verlassen können. Und das rasch und ohne die Entstehung zusätzlicher Gefahren – etwa Panik.

Rettungsingenieur

Der Rettungsingenieur gehört ebenfalls zu denjenigen Spezialisten, für die das Thema Brandschutz nur ein Teil des Aufgabenfeldes darstellt. Ganz allgemein gesprochen übernehmen Rettungsingenieure hoch angesetzte Planungs- und Führungsaufgaben im Bereich Rettungs-, Großschadens- und Katastrophen-Management.

Hast du einen solchen Abschluss (er heißt bei manchen Hochschulen anders) wäre ein ganz typisches Jobprofil beispielsweise das einer Führungsperson im Bereich einer städtischen Berufsfeuerwehr. Oder jemand, der als fester Koordinator aller öffentlichen Dienste und Behörden bei Großschadensereignissen die richtige Vorgehensweise und Logistik im großen Stil managt.

Eine so verantwortungsvolle Aufgabe ist grundsätzlich mit zahlreichen interdisziplinären Fragestellungen und Herausforderungen verbunden. Rettungsingenieure sind deshalb nicht „bloß“ Ingenieure im klassischen wissenschaftlichen Sinn. Sie sind ebenso umfassend gebildet in

  • Arbeitssicherheit,
  • Betriebswirtschaft,
  • Einsatzlehre,
  • Katastrophenschutz,
  • Management,
  • Notfallmedizin,
  • Personalführung,
  • Psychologie,
  • Recht,
  • Sicherheitstechnik und sogar
  • Strahlenschutz.

Am besten kannst du den Rettungsingenieur mit einem höheren militärischen Offizier vergleichen. Also jemand, der in seinem Fachbereich größere Operationen in allen Details plant, alle Aufgabenfelder mit den richtigen Leuten besetzt und im Einsatz diese Personen sowie das allgemeine Vorgehen managt.  

Zusammengefasst

Das Thema Brandschutz ist sehr komplex. Hier spielen nicht nur bauliche Umstände eine Rolle, sondern ebenso die zahlreichen Ursachen für Brände, die Verhinderung und Eindämmung von Feuer, Warnungs-, Schutz- und Bekämpfungstechniken und nicht zuletzt eine starke menschliche Komponente.

Und obendrein lässt sich Brandschutz niemals wirklich losgelöst von Themengebieten wie Arbeitsschutz und generellem Unfallschutz betrachten. Für dich ist diese Diversität jedoch definitiv ein Vorteil. Denn dadurch stehen dir in diesem Feld verschiedenste berufliche Möglichkeiten offen – viele davon sogar noch, wenn du eigentlich in eine andere oder wenigstens allgemeinere Richtung studiert hast.