Cannabis im studentischen Alltag – Chance oder Risiko?

27. November 2024

ca. 6 min

Cannabis im studentischen Alltag – Chance oder Risiko?

Cannabis im studentischen Alltag

Cannabis ist ein Thema, das viele Studierende neugierig macht. Seit der Legalisierung in diesem Jahr ist das Interesse daran weiter gestiegen. Dieser Artikel informiert deshalb zunächst allgemein über Cannabis, stellt dann die aktuelle Gesetzeslage vor und geht anschließend auf Chancen und Risiken des Cannabiskonsums speziell für Studierende ein. Außerdem werden einige Tipps für verantwortungsvollen Konsum gesammelt.

Cannabis: Ein Überblick

Cannabis ist die indische Hanfpflanze. Sie umfasst drei Hauptsorten, Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis. Seit Jahrtausenden ist sie als Kultur- und Heilpflanze bekannt. Die Pflanze enthält über 100 verschiedene Cannabinoide, von denen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die bekanntesten sind. THC ist hauptsächlich für die psychoaktiven Effekte verantwortlich und der Grund, weshalb Cannabis lange Zeit nicht legal konsumiert, besessen oder gehandelt werden durfte. CBD ist in den letzten Jahren in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Die Wirksamkeit des Inhaltsstoffes muss noch in weiteren empirischen Studien bestätigt werden, doch er ist bei vielerlei Beschwerden vielversprechend. Er soll unter anderem schmerzlindernd und beruhigend wirken. Cannabis kann auf unterschiedliche Weise konsumiert werden. Am häufigsten werden die getrockneten Blüten geraucht, entweder in Form eines Joints oder mit Hilfe einer Bong oder Wasserpfeife. Ebenfalls beliebt sind sogenannte Edibles. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, oftmals Cookies oder Brownies, die mit Cannabis versetzt sind.

Rechtliches zu Cannabis in Deutschland

Der Besitz und Konsum von Cannabis ist seit April 2024 für Erwachsene ab 18 Jahren unter bestimmten Bedingungen legal. Mit dieser Reform folgte Deutschland dem Beispiel vieler anderer Länder, die Cannabis bereits zuvor legalisiert hatten, wie Kanada, die Niederlande oder mehrere US-Bundesstaaten. Bis zu 25 Gramm getrocknetes Cannabis darf nun straffrei im öffentlichen Raum mit sich geführt werden, im privaten Raum dürfen 50 Gramm besessen werden. Der öffentliche Konsum ist beschränkt, um Minderjährige und Nichtraucher zu schützen. Beispielsweise darf nicht auf Spielplätzen oder in der Nähe von Schulen oder Kinder- und Jugendeinrichtungen gekifft werden. An manchen Orten gibt es zudem zeitliche Einschränkungen, so darf in Fußgängerzonen beispielsweise nicht zwischen 7 und 20 Uhr konsumiert werden. Auch der Anbau von Cannabis wurde legalisiert. Pro Person sind bis zu drei Cannabispflanzen erlaubt. Der Eigenanbau muss allerdings so gesichert sein, dass Minderjährige keinen Zugang zu den Pflanzen haben. Alternativ zum Anbau im eigenen Zuhause ist der Anbau in speziellen, nicht-gewerblichen Anbauvereinigungen erlaubt. Sie benötigen eine behördliche Erlaubnis und dürfen Cannabis an ihre Mitglieder zum Eigenkonsum abgeben. Die Cannabis-Samen für den Eigenanbau dürfen aus EU-Ländern nach Deutschland eingeführt werden. Bestellungen übers Internet und Versand sind somit legal. Cannabis darf hingegen nicht aus dem Ausland nach Deutschland eingeführt werden. Wer Cannabis konsumiert, muss im Straßenverkehr besonders aufpassen. Es gilt ein einheitlicher Grenzwert von 3,5 Nanogramm Tetrahydrocannabinol (THC) pro Milliliter im Blutserum. Für Fahranfängerinnen und -anfänger sowie vor Vollendung des 21. Lebensjahres gilt ein absolutes Cannabisverbot am Steuer. Weil der Mischkonsum von Cannabis und Alkohol als besonders gefährlich gilt, dürfen Cannabiskonsumenten keinen Alkohol im Blut haben, wenn sie Auto fahren.

Mögliche positive Aspekte des Cannabiskonsums für Studierende

Der Konsum von Cannabis kann verschiedene Effekte haben. Manche davon können für Studierende attraktiv oder sogar vorteilhaft sein:

Stressreduktion und Entspannung

Studierende stehen oft unter hohem Druck – sei es durch Prüfungen, Hausarbeiten oder das Jonglieren von Studium und Nebenjob. Einige Studien deuten darauf hin, dass moderate Dosen von Cannabis helfen können, Stress abzubauen und Entspannung zu fördern. Besonders CBD, das nicht psychoaktive Cannabinoid, wird häufig für seine beruhigenden Eigenschaften genutzt.

Verbesserung der Kreativität

Cannabis wird oft mit einer Steigerung der Kreativität in Verbindung gebracht. Viele Konsumenten berichten, dass sie unter dem Einfluss von Cannabis leichter „out of the box“ denken können und neue Ideen entwickeln. Dies könnte zum Beispiel für Studierende in kreativen Studiengängen wie Kunst, Design oder Literatur ein Vorteil sein.

Schmerzlinderung und Schlafverbesserung

Einige Studierende leiden unter chronischen Schmerzen, Migräne oder Schlafstörungen. Cannabis kann in solchen Fällen eine natürliche Alternative zu herkömmlichen Medikamenten bieten. Insbesondere THC ist für seine schmerzlindernden und schlaffördernden Eigenschaften bekannt.

Risiken des Cannabiskonsums

Trotz der potenziellen Vorteile ist der Konsum von Cannabis nicht ohne Risiken und Studierende sollten sich dessen bewusst sein:

Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten

Cannabis kann die kognitiven Funktionen beeinträchtigen, insbesondere das Kurzzeitgedächtnis, die Konzentration und die Reaktionszeit. Dies kann sich negativ auf das Lernen und die akademische Leistung auswirken, insbesondere bei regelmäßigem oder übermäßigem Konsum.

Psychische Gesundheit

Der Konsum von Cannabis kann bei einigen Menschen Angstzustände, Paranoia oder Psychosen auslösen, insbesondere bei höheren Dosen von THC. Bei Menschen mit einer Veranlagung für psychische Erkrankungen wie Schizophrenie kann Cannabis das Risiko erhöhen, dass Symptome ausgelöst oder verschlimmert werden.

Suchtpotenzial

Auch wenn Cannabis im Vergleich zu Substanzen wie Alkohol oder Nikotin als weniger süchtig machend gilt, besteht dennoch ein Suchtpotenzial, besonders bei regelmäßigem Konsum. Außerdem entwickelt der Körper bei regelmäßigem Konsum eine Toleranz, sodass die Dosis erhöht werden muss, um dieselbe Wirkung zu erzielen, was das Risiko für eine Abhängigkeit erhöht. Cannabis kann deshalb wie andere Drogen auch körperlich und psychisch abhängig machen. Etwa 9 % der Konsumenten entwickeln eine Abhängigkeit, wenn der Konsum bereits in der Adoleszenz beginnt, sind es sogar etwa 17 %.

Beeinträchtigung des Antriebs

Ein übermäßiger Konsum von Cannabis kann zu einem Phänomen führen, das als Amotivationales Syndrom bezeichnet wird. Betroffene zeigen eine verringerte Motivation und Antriebslosigkeit, was sich negativ auf das Studium und den Alltag auswirken kann.

Tipps für einen verantwortungsvollen Konsum

Wer sich dafür entscheidet, Cannabis zu konsumieren, sollte einige Grundregeln beachten, um die Risiken zu minimieren und die positiven Effekte zu maximieren:

  • Informieren: Bevor man mit dem Konsum von Cannabis beginnt, ist es sinnvoll, sich über die Wirkungen und potenziellen Risiken zu informieren. Dies kann über wissenschaftliche Studien, ärztliche Beratung oder seriöse Informationsplattformen geschehen.
  • Moderation: Ein achtsamer Umgang mit Cannabis kann dabei helfen, negative Effekte zu vermeiden. Studierende sollten darauf achten, nicht aus Langeweile oder Gewohnheit zu konsumieren und Pausen einzulegen, um eine Toleranzentwicklung zu verhindern. Außerdem ist es ratsam, Sorten mit einem höheren CBD-Anteil zu wählen, da diese weniger psychoaktiv wirken und generell nur in kleinen Dosen zu konsumieren.
  • Nicht vor Prüfungen oder beim Lernen: Der Konsum von Cannabis kann das Gedächtnis und die Konzentration beeinträchtigen – daher ist es ratsam, nicht direkt vor wichtigen akademischen Terminen zu konsumieren.
  • Auf Qualität achten: Konsumenten sollten darauf achten, nur qualitativ hochwertiges Cannabis aus vertrauenswürdigen Quellen zu verwenden, um Verunreinigungen zu vermeiden.
  • Keine Mischung mit anderen Substanzen: Cannabis sollte nicht mit Alkohol oder anderen Drogen kombiniert werden, da dies unvorhersehbare Wirkungen haben kann.
  • Hilfe suchen bei Problemen: Sollten Probleme durch den Konsum entstehen, wie beispielsweise Schwierigkeiten in der Studienleistung oder ein Gefühl der Abhängigkeit, ist es ratsam, sich Hilfe zu suchen. Viele Universitäten bieten kostenlose Beratungsdienste an, die Studierende in solchen Fällen unterstützen können.

Fazit

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland bietet neue Freiheiten, geht aber auch mit einer größeren Eigenverantwortung einher. Es ist wichtig, den Konsum bewusst und informiert anzugehen, um von potenziellen positiven Effekten wie Stressreduktion und besserem Schlaf zu profitieren, ohne die negativen Konsequenzen aus den Augen zu verlieren. Letztlich bleibt der Konsum eine individuelle Entscheidung, die gut abgewogen sein sollte. Studierende sollten sich daher stets kritisch mit dem Thema auseinandersetzen und bei Unsicherheiten professionelle Beratung in Anspruch nehmen.