19. April 2023
ca. 8 min
Nebenjob als Musiklehrer während des Studiums
Leider studiert sich ein Studium nicht von selbst. Nebenjobs sind eine Möglichkeit, sich das Studium zu finanzieren und währenddessen unabhängiger zu sein. Die besten Nebenjobs unter diesen sind am Ende des Tages jene, bei denen du Spaß mit Arbeit verknüpfen kannst.
Du bist leidenschaftlicher Musiker? Dann kannst du dir überlegen, dein Wissen und deine Fähigkeiten während des Studiums als Nebenjob weiterzugeben. Musiklehrer zu sein kann eine bereichernde Erfahrung und eine gute Möglichkeit sein, etwas Geld nebenbei zu verdienen. Wir haben für dich wertvolle Informationen und praktische Tipps zusammengetragen, wie auch du erfolgreich als Musiklehrer arbeiten kannst.
Voraussetzungen und Qualifikationen
Musikalisches Können
Um als Musiklehrer erfolgreich zu sein, solltest du natürlich in deinem gewählten Instrument oder Gesang sehr gut sein. Eine solide Grundlage in Musiktheorie, Gehörbildung und Kenntnisse über verschiedene Musikstile sind ebenso wichtig.
Außerdem solltest du dich mit verschiedenen Arten deines Instruments auskennen, um über ein breites Fachwissen zu verfügen. Spielst du beispielsweise Klavier, solltest du gleichzeitig auch verschiedene Arten von Keyboards, deren Eigenschaften und weitere Besonderheiten kennen. Denn wenn einer deiner künftigen Schüler Fragen dazu hat, die du nicht beantworten kannst, macht das keinen besonders professionellen Eindruck. Außerdem schulst du mit Rundumwissen zu deinem Instrument und der Instrumentengruppe auch deine eigenen Fähigkeiten.
Pädagogische Fähigkeiten
Neben deinem musikalischen Talent musst du auch in der Lage sein, dein Wissen effektiv zu vermitteln. Dazu gehört es, geduldig zu sein, auf die Bedürfnisse und den Fortschritt deiner Schüler einzugehen und individuelle Lernpläne zu erstellen.
Versuche dabei stets auch zu erkennen, in welchen Bereichen deine Schüler individuell stark sind und wo gezielter Förderungsbedarf besteht. So kannst du Talente herausarbeiten und grundlegende Fähigkeiten vermitteln, ohne, dass wichtige Details vernachlässigt werden.
Zertifikate und Abschlüsse
Obwohl keine speziellen Abschlüsse oder Zertifikate erforderlich sind, um als Musiklehrer zu arbeiten, können sie dir helfen, deine Kompetenzen zu beweisen und dein Profil aufzuwerten. Ein Musikstudium oder pädagogische Fortbildungen können von Vorteil sein.
Die richtige Zielgruppe finden
Kinder und Jugendliche
Viele Musikschüler sind Kinder und Jugendliche. Wenn du mit dieser Altersgruppe arbeiten möchtest, musst du in der Lage sein, altersgerechte Unterrichtsmethoden anzuwenden und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.
Wichtig ist hierbei immer auch, die Eltern der Kinder zu überzeugen. Vermittle Professionalität, zeige aber auch Menschlichkeit. Denn die meisten Eltern möchten keine zu strengen Musiklehrer, sondern solche die einfühlsam sind und Sensibilität im Umgang mit jungen Menschen beweisen.
Erwachsene
Erwachsene Schüler bringen oft ganz eigene Bedürfnisse und Ziele mit. Hier ist es besonders wichtig, auf individuelle Vorlieben und Lerngeschwindigkeiten einzugehen. Flexibilität in Bezug auf Unterrichtszeiten und -orte ist ebenfalls von Vorteil.
Anfänger und Fortgeschrittene
Überlege dir, ob du lieber Anfängern die Grundlagen beibringen möchtest oder dich auf fortgeschrittene Schüler spezialisieren willst. Beide Gruppen haben unterschiedliche Anforderungen und benötigen unterschiedliche Herangehensweisen.
Natürlich solltest du dich für den Unterricht mit Fortgeschrittenen selbst schon an der Obergrenze dieser „Hierarchie“ befinden. Hast du also das Gefühl, fast schon als Profimusiker durchzugehen und später mitunter auch beruflich Musik machen zu können, sollte dieses Angebot kein Problem darstellen.
Unterrichtsformate
Einzelunterricht
Der Einzelunterricht ermöglicht es dir, dich voll und ganz auf einen Schüler zu konzentrieren. Dadurch kannst du individuell auf die Bedürfnisse dieses Schülers eingehen und den Unterricht optimal gestalten.
Gruppenunterricht
Beim Gruppenunterricht profitieren die Schüler vom gemeinsamen Lernen und können sich gegenseitig motivieren. Es kann jedoch schwieriger sein, individuell auf jeden Schüler einzugehen. Denke daran, dass Gruppenunterricht vielleicht eine besonders gute Möglichkeit ist, dein Einkommen während des Studiums zu steigern, da du mehrere Schüler gleichzeitig unterrichtest.
Allerdings kann das Unterrichten mehrere Schüler – gerade, wenn diese noch recht jung sind – auch deutlich anstrengender sein.
Online-Unterricht
In Zeiten von digitaler Kommunikation und flexiblen Arbeitszeiten ist der Online-Unterricht eine beliebte Option. Du kannst Schüler aus der ganzen Welt erreichen, und dein Unterricht kann über Plattformen wie Skype, Zoom oder spezialisierte Musikunterrichts-Apps stattfinden. Online-Unterricht erfordert jedoch ein hohes Maß an Organisation und Technik-Kenntnissen.
Selbstständig oder angestellt?
Selbstständige Tätigkeit
Als freiberuflicher Musiklehrer hast du die Freiheit, deine Arbeitszeiten und -orte selbst zu bestimmen. Du bist jedoch auch für deine eigene Kundenakquise, Verwaltung und Steuern verantwortlich. Es kann sinnvoll sein, sich bei der Gründung von einem Steuerberater oder einem Gründerzentrum beraten zu lassen.
Denn während deines Studiums wirst du auch mit vielen anderen bürokratischen Aufgaben überhäuft. Achte darauf, dass dir das alles nicht zu viel wird und du dich in dauerndem Stress befindest. Dann entscheide dich lieber dazu, etwas abzugeben oder denke über eine Anstellung nach.
Anstellung
Du kannst als angestellter Musiklehrer bei einer Musikschule, einer allgemeinbildenden Schule oder einem Verein arbeiten. In diesem Fall profitierst du von einem festen Einkommen und sozialer Absicherung, bist jedoch weniger flexibel in Bezug auf Arbeitszeiten und Unterrichtsgestaltung. Vernachlässige auf keinen Fall dein Studium, nur, damit du zu bestimmten Zeiten arbeiten kannst.
Preise festlegen
Informiere dich über die üblichen Preise für Musikunterricht in deiner Region. Vergleiche die Angebote von anderen Musiklehrern und Musikschulen, um ein Gefühl für den angemessenen Preisrahmen zu bekommen.
Biete zudem verschiedene Tarife für unterschiedliche Unterrichtslängen an. Das können zum Beispiel Preise sein für
- 30,
- 45,
- 60,
- oder 120 Minuten.
Bedenke auch, ob du Rabatte für Geschwister oder Gruppenunterricht gewähren möchtest. Auch Schülern, die häufiger oder über lange Zeit zu dir kommen, kannst du Rabatte gewähren. Das sorgt für zusätzliche „Kundenbindung“.
Denke darüber hinaus daran, dass du eventuell Fahrtkosten oder Mietkosten für Unterrichtsräume in deine Preiskalkulation einbeziehen musst.
Werbung und Kundenakquise
Mundpropaganda
Empfehlungen von zufriedenen Schülern und Eltern sind oft die beste Werbung. Bitte deine Schüler, dich weiterzuempfehlen, und verteile Visitenkarten oder Flyer.
Außerdem kannst du an schwarzen Brettern und anderen Aushängetafeln auf dem Campus Werbeflyer aufhängen. Abreißbare Handynummern oder deine E-Mail-Adresse werden gerne mitgenommen und erhöhen die Chance, dass sich jemand bei dir meldet.
Social Media und Online-Präsenz
Erstelle Profile auf Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder LinkedIn und präsentiere dort dein Angebot. Eine eigene Webseite mit Informationen über dich, deine Qualifikationen und dein Unterrichtskonzept kann ebenfalls hilfreich sein.
Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen
Kooperiere mit örtlichen Schulen oder Vereinen, um dein Angebot bekannt zu machen. Viele Schulen und Vereine suchen regelmäßig nach Musiklehrern für ihre Schüler und Mitglieder.
Unterrichtsmaterialien und -methoden
Lehrbücher und Noten
Stelle sicher, dass du eine gute Auswahl an Lehrbüchern, Noten und Übungsmaterialien für deine Schüler hast. Halte auch Kopien von Noten oder Arbeitsblättern bereit, die du im Unterricht verteilen kannst.
Technische Hilfsmittel
Nutze digitale Tools wie Metronome, Stimmgeräte oder Musik-Apps, um den Unterricht abwechslungsreich und effektiv zu gestalten. Gerade junge Schüler wissen das zu schätzen.
Individuelle Lehrpläne
Erstelle für jeden Schüler einen individuellen Lehrplan, der auf seine Bedürfnisse, Ziele und Fähigkeiten zugeschnitten ist. Berücksichtige dabei den Musikgeschmack des Schülers, um die Motivation zu erhöhen.
Motivation und Feedback
Motiviere deine Schüler, indem du regelmäßiges Feedback gibst und ihre Fortschritte anerkennst. Organisiere Vorspiele oder kleine Konzerte, bei denen sie ihr Können präsentieren können.
Zeitmanagement und Organisation
Plane deine Unterrichtsstunden sorgfältig und achte darauf, genügend Pufferzeit für Vorbereitung und Nachbereitung einzuplanen. Erstelle einen Stundenplan, der sowohl deine Bedürfnisse als auch die deiner Schüler berücksichtigt.
Sei bereit, flexibel auf Terminänderungen oder -absagen zu reagieren. Bedenke jedoch auch, dass du klare Regeln für Absagen oder Verschiebungen festlegen solltest, um dein Einkommen zu sichern.
Achte wie gesagt immer darauf, eine gute Balance zwischen deinem Musikunterricht und deinem Studium zu finden. Plane ausreichend Zeit für Prüfungsvorbereitungen und andere Verpflichtungen ein.
Rechtliche und finanzielle Aspekte
Steuern und Versicherungen
Als selbstständiger Musiklehrer musst du Einkommens- und Umsatzsteuer zahlen. Führe eine ordnungsgemäße Buchhaltung, um den Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu behalten.
Außerdem solltest du eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen, um im Falle von Schadensersatzansprüchen abgesichert zu sein. Eine Rechtschutzversicherung kann ebenfalls hilfreich sein.
Verträge
Erstelle schriftliche Verträge für deine Schüler, in denen die Konditionen des Unterrichts festgehalten sind. Dazu gehören beispielsweise Preise, Zahlungsbedingungen und Kündigungsfristen. Im Internet findest du etliche Vorlagen für diverse Vertragstypen.
Weiterbildung und Vernetzung
Bleibe auf dem Laufenden, indem du regelmäßig an Fortbildungen, Workshops oder Meisterkursen teilnimmst. Dadurch erweiterst du dein Fachwissen und bleibst am Puls der Zeit.
Vernetze dich mit anderen Musiklehrern, um Erfahrungen und Tipps auszutauschen. Besuche Konferenzen oder Veranstaltungen, um Kontakte zu knüpfen und dein Netzwerk zu erweitern.
Fazit
Ein Nebenjob als Musiklehrer während des Studiums kann eine erfüllende und lukrative Tätigkeit sein, die es dir ermöglicht, deine Leidenschaft für Musik mit anderen zu teilen. Mit den richtigen Voraussetzungen, einer guten Organisation und einer zielgerichteten Kundenakquise kannst du erfolgreich als Musiklehrer arbeiten. Dabei solltest du stets auf eine ausgewogene Balance zwischen Studium und Nebenjob achten, um beidem gerecht zu werden.